Kurzes Intermezzo

Kurzes Intermezzo

Geschrieben von Veronika Koch 25.05.2020

So hatten wir 12 uns den Tauchurlaub in Marsa Alam, Ägypten, dieses Jahr im März nicht vorgestellt. Dabei begann alles so super. Günter organisierte uns über den Reiseveranstalter Schauinsland Reisen eine 8-tägige Reise ins Tauchhotel „The Oasis“ mit der dortigen Tauchbasis von Werner Lau. Mitte Januar trafen wir uns alle bei Kaffee und Süßigkeiten in Günters Wohnzimmer, um die Detailplanung für den Trip zu besprechen und unsere Vorfreude mit den anderen zu teilen. Es war herrlich zu beobachten, wie sich keiner vorstellen konnte mit den zwanzig Kilogramm Reisegepäck auskommen zu können. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass ich am Ende die Einzige mit 2 Gepäckstücken war… 😉

Naja, und dann wurde es langsam März und die Corona Vorfälle kamen immer dichter und die Lage wurde immer dramatischer. Schlussendlich fielen vier von uns aus, sodass wir uns zu acht am Flughafen trafen. Günter, Holger, Janos, Michael W., Annette, Michael T., Maik und ich waren zwar auch etwas nervös, aber die Vorfreude aufs Tauchen und die derzeitige ruhige Lage in Ägypten ließen uns nicht lange zögern. Vor allem ist unser Rechtsbeistand und Motivations-Coach nicht müde geworden zu erwähnen, wie toll unser Urlaub werden wird und dass wir ja aus dem Krisengebiet „Deutschland“ ausreisen werden und somit sogar sicherer sind. Der Flug war dann zwar etwas verspätet, aber verlief ansonsten inklusive Temperaturmessung und Transport zum Hotel reibungslos. Durch die in Deutschland Zurückgebliebenen ergaben sich neue Zimmereinteilungen, was beim Hotel zuerst für einiges Durcheinander sorgte. Am Ende des ersten Urlaubstages lagen wir aber mitten in der Nacht vollkommen zufrieden in den Betten und freuten uns auf den ersten Tauchgang am Folgetag.

Gegen 9 Uhr trafen wir uns alle zum gemeinsamen Frühstück und dem anschließenden Tauchbasis-Check-in. Ein bisschen Ausrüstung hier, ein wenig Blei dort und natürlich der obligatorische Check der Tauchtauglichkeitsbescheinigung. Schon waren wir für die Tauchbasisführung um 13:00 Uhr und den ersten Tauchgang um 14:00 Uhr angemeldet.

Mit dem Bus ging es zu einem Strand, welcher seicht ins Wasser abfiel. Ich stellte nicht als einzige fest, dass ein neuer Neoprenanzug, ein neues Jacket und Salzwasser doch mehr Auftrieb als gedacht zur Folge haben. Zum Glück konnten wir uns am Einstieg noch richtig ausbleien. Und dann ging der erste Tauchgang bei mittelmäßiger Sichtweite über eine entspannte Sandfläche und in ein kleines Korallenriff. Es war kein Tauchgang zum Ausflippen, aber wir haben vier kleine schwarze Schnecken mit blauen Punkten im Sand entdeckt.

Zurück an der Basis schmeckte uns das Dekobier auf jeden Fall sehr und wir planten ein wenig die nächsten Tauchtage. Zur Auswahl standen verschiedenste Tauchplätze: erreichbar mit dem Bus, einige Tagesausflüge mit dem Boot z.B. zum Wrack und natürlich das Hausriff selbst.

Am nächsten Morgen hatten sich einige für den Early Morning Dive angemeldet. Doch wie das halt so ist, führte die Zeitumstellung und der vorherige lange Tag dazu, dass wir mit reduzierter Mannschaftsstärke zur Bucht fuhren. Auch hier ließ die Sichtweite zu wünschen übrig, aber in dem weiten Nichts der Seegswiese entdeckten wir unser persönliches Highlight der ganzen Reise. Eine riesige grüne Meeresschildkröte! Sie lag im Gras und futterte fröhlich vor sich hin. Die Taucher rund um sie herum ließen das massive Tier überhaupt nicht aus der Ruhe kommen. Und das war noch nicht alles. Wir entdeckten noch unzählige verschiedene und ganz kleine Schnecken. Das ist vielleicht nicht für jeden etwas, aber ich hatte wieder dieses bekannte „Problem mit der Maske“. Beim Lächeln läuft einfach immer das brennende Salzwasser rein…

Das restliche Team, welches sich nicht zum Early Morning Dive hat aufraffen können, hatte ebenfalls einen tollen Tauchgang mit Blaupunktrochen, Skorpionfisch und Moräne. Am Nachmittag trafen wir uns aber alle wieder und trauten uns an den etwas schwierigeren Tauchgang in Ras Samadai heran. Im Tauchbreefing fielen Sätze wie „vorsichtig über das Riffdach laufen“, „gegebenenfalls viele Wellen“ „schnell Abtauchen, aber Achtung, da sind Feuerkorallen“ und „es könnte viel Strömung sein“. Nicht alle setzen sich völlig entspannt in den Bus zum Tauchplatz. Und auch vor Ort herrschte ein wenig Chaos. Wo sind denn jetzt die Bleitaschen? Und warum hält der Schrittgurt des Jackets denn nicht fest? Und warum ist es an Land im Neopren denn nur so schrecklich warm? Aber wir haben es alle über den Einstieg im Riffdach bis ins Wasser geschafft. Die erste Gruppe hatte zwar nur ein kurzes Vergnügen, aber die zweite Gruppe konnte von guter Sicht, schönen Korallen und einer Schildkröte berichten.

An diesem Abend sind zwei von uns noch zum Nachttauchgang aufgebrochen. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich ärgerte, dass ich nicht auch mitgetaucht bin. Auf die Frage: „Wie war denn dein erster Nachttauchgang?“, kam eine trockene Antwort. „Naja, Tagestauchgänge gefallen mir besser. Da sieht man einfach viel mehr. Und alle waren super aufgeregt wegen so roter, wabbeliger Schnecken. Wir haben zwei davon gesehen. Verstehe gar nicht, warum alle so aus dem Häuschen waren“. Uns am Tisch fiel beinahe das Besteck aus der Hand. Wir konnten es gar nicht glauben. Da sieht man in einem Tauchgang gleich zwei spanische Tänzerinnen und rastet vor Freude überhaupt nicht aus. Günters Kommentar mit wehleidigem Unterton war nur: „Glaub mir, das wirst du nie wieder erleben!!!“


Das war es leider auch schon, was ich euch zu den Tauchgängen berichten kann. Denn tatsächlich bekamen wir an diesem Abend den endgültigen Entscheid, dass wir uns zur Abfahrt bereit halten sollten. Die Reise wurde aufgrund der Coronalage frühzeitig abgebrochen, da ansonsten die Rückreise nicht mehr durch den Reiseveranstalter sichergestellt werden konnte. Beim Frühstück erfuhren wir auch direkt, dass wir noch am gleichen Abend zuerst mit dem Bus nach Hurghada gebracht werden und von dort in der Nacht einen Flug nach Hamburg haben. Sehr schade, aber in Zeiten von Corona wohl auch angemessen. Wir können ja nur von Glück sagen, dass Reiseveranstalter (Organisation der Rückreise), Hotel (engmaschige Kommunikation) und Tauchbasis (Rückzahlung der nicht genutzten Tauchgänge) toll und kulant reagiert haben.

Wer nur an den tauchtechnischen Details unserer Reise interessiert war, kann nun aufhören zu lesen. Denn nun geht es um die lustigen Erlebnisse zwischen den Tauchgängen 😉 Hier nur die Highlights:

  • Bei mittelmäßigem Wellengang stellten wir unter Beweis, dass wir auch ordentlich Schwimmen und Retten können.
  • Achtung: Intensive Sonneneinstrahlung kann zu inversen Maskenabdrücken führen.
  • Eine Zimmerneuorganisation war für unseren Kuschelbär überhaupt kein Problem.
  • Annettes Koffer muss zur Hälfte mit Naschkram gefüllt gewesen sein, denn sie versorgte uns alle über die komplette Urlaubszeit. Und ein großes Dankeschön an sie auch für die frisch gepressten Orangensäfte beim Frühstück.
  • Unsere Errungenschaften aus dem Duty Free Shop (einige hatten einen Liter gekauft) führten dazu, dass die Balkongeländer im Hotel doch höher als erwartet waren und somit nicht ganz unfallfrei überwunden wurden.
  • Selbst am entlegensten Tauchspot in Ägypten trifft man alte Bekannte des TUWs aus Tostedt.
  • Das Hotel und die Werkstatt der Tauchbasis unterstützten super bei der Reparatur eines Tauchcomputers. Die sehr detaillierte Notfall-E-Mail-Anleitung des Herstellers war zwar Gold wert, aber führte leider nicht zum erwünschten Erfolg.
  • Das Angebot der Tauchbasis „Wir reinigen euer Tauchequipment“ hat natürlich keiner von uns ausgeschlagen. Aber unsere Nitroxmessungen haben wir fleißig selber durchgeführt.
  • Am Flughafen in Hurghada gönnten wir uns den teuersten Snickers Riegel den die Welt je gesehen hat. Und die Sicherheitskontrollen fanden zwar statt, aber nach was sie suchten ist uns nicht ganz klar. Flüssigkeit war es jedenfalls nicht.

Mein Fazit der Reise kann nur lauten: Es war eine tolle Truppe und leider nur ein kurzes Intermezzo in Ägypten. Beim nächsten Mal bin ich auf jeden Fall wieder dabei. Vielleicht wird mir dann auch erklärt, warum ich „Raupe Nimmersatt“ genannt wurde 😉

Immer viel Luft,

Eure Vero

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